My Dear Gnome | Retro-Artikel

Rückblick: In der DP 06 : 2016 überzeugte der Animationskurzfilm „My Dear Gnome“ mit einer humoristischen Brettspielpartie Dame. Wir sprachen mit den beiden Macher:innen.

Dieser Artikel mit dem Titel „Stark eingeschränkte Spieloptionen“ erschien ursprünglich in der DP 06 : 2016.

In der Kürze liegt die humoristische Würze – mit diesem Motto überzeugte der Animationskurzfilm „My Dear Gnome“ die animago-Jury im letzten Jahr und sorgte auch bei der Preisverleihung der animago-Trophäen in Potsdam für herzliche Lacher. Emmanuelle Leleu und Julien Hazebroucq von dem Filmproduktionsstudio Eddy sprachen mit uns über ihr Herzensprojekt mit den beiden knuddeligen 3D-Charakteren.

Emmanuelle Leleu und Julien Haze broucq sind keine animago-Unbe kannten: 2013 gewannen die beiden- – mit ihrem Studentenprojekt „A la Française“ in der Kategorie „Beste Character-Animation“. Die Character Designerin und der 3DArtist haben an der französischen Hochschule Supinfocom Arles (heute MOPA: www. ecole-mopa.fr) studiert und arbeiten jetzt als Director-Duo bei Eddy. Dort realisieren sie mit subtilem Humor und ihrem exzellenten Timing für Comedy, für das sie mit ihren Kurzfilmen bekannt wurden, Commercials für Kunden (www.eddy.tv/director/46/ emmanuelle-julien).

Das Character Design sowie die Kreation der 3D-Figuren wurden von Emmanuelle und Julien realisiert, die Animation stammt von Thibaut Pissot und Jean Marie Vouillon. Insgesamt arbeitete ein Team von 19 Mann an der Fertigstellung des einminütigen Projekts.

DP: Wie seid ihr auf die Idee des Animationskurzfilms inklusive seiner Charaktere gekommen?

Emmanuelle & Julien: Der Film sollte unser Demoreel für zukünftige Commercial-Projekte bereichern. Da es ein No-Budget-Kurzfilm war, mussten wir das Projekt entsprechend angehen. Die Idee eines Gartenzwergs schwebte uns schon länger vor, denn wir lieben Kitsch und Alltags-Universen aus dem täglichen Leben. Wir erkannten zu einem sehr frühen Zeitpunkt, dass die Beschränkungen in der Animation des Gartenzwergs für den Film passend wären, was schnell zu einem interessanten Aspekt in der Geschichte wurde. Schließlich bildete dieser Character die Grundlage für den gesamten Film. Wir entwickelten ein ganzheitliches Universum um das Reh und den Zwerg herum und dachten uns verschiedene Situationen aus, in denen Spiele involviert sind. Von „My Dear Gnome“ könnte es also bald ein Sequel geben.

DP: Wie kamt ihr auf den Titel?

Emmanuelle & Julien: Wir verfolgten bei dem Projekt den gleichen minimalistischen Ansatz mit der gleichen Stimmung wie bei unserem Studenten-Kurzfilm „A la Fran- çaise“. „My Dear Gnome“ war der erste Titel, der uns in den Kopf kam und dort bis zum Ende des Projekts haften blieb.

DP: Wer hat euch bei dem Projekt geholfen?

Emmanuelle & Julien: Das Team bestand aus Kreativen, die freiwillig an „My Dear Gnome“ mitgearbeitet haben. Diese Leute kennen wir gut, da wir schon in der Vergangenheit mit ihnen Projekte realisiert haben – so wussten wir, dass wir so zwar langsam, aber sicher mit dem Kurzfilm vorankommen würden. Da wir ausschließlich in unserer Freizeit daran arbeiteten, dauerte es insgesamt ein Jahr, den Film fertigzustellen. Das Storyboard und die angestrebte Richtung standen ziemlich schnell fest, aber die eigentliche Produktionszeit nahm mehrere Monate Zeit in Anspruch.

DP: Wie lief die Kreation des Kurzfilms im Detail ab?

Emmanuelle & Julien: Die Phase, in der wir die Charaktere und das sie umgebende Universum entwickeln, ist eine sehr wichtige für uns. Der Kurzfilm entstand in drei Hauptschritten: Zuerst kam das Character und Setting Development, danach das Erstellen von raffinierten Animationen, die nicht unbedingt cartoonig wirken, sondern die peinlichen Momente betonen sollten, und zuletzt kümmerte sich Julien um das Rendering aller Shots. In diesem Schritt war von entscheidender Bedeutung, dass alle Details und Texturen im Bild gut sichtbar wurden.

DP: Welche 3D-Tools habt ihr im Prozess genutzt?

Emmanuelle & Julien: Das lief sehr klassisch ab: Die Concept-Research lief in Photoshop und die 3D-Arbeit setzten wir in Maya, V-Ray und Nuke um. Für Julien war die Arbeit mit Maya eine Herausforderung, weil er sonst immer 3ds Max nutzt. Aber so war das Projekt eine tolle Chance für ihn, die Software kennenzulernen, ebenso wie Nuke statt After Effects. Die Schwierigkeit bestand für uns vor allem darin, effizient zu arbeiten, während wir an Eddys Studio Produktionspipeline festhielten.

DP: Gab es weitere Challenges bei dem Projekt? Wie habt ihr sie gelöst?

Emmanuelle & Julien: Die kompliziertesten Elemente im Environment waren das Gras und die Vegetation. Genau wie bei „A la Française“ war auch hier unser Ziel, visuell spannende Vegetation zu kreieren, die nicht nach Stock-Material aussieht. Für den Stil der Bäume haben wir viel Inspiration gesucht, um Renderings hinzubekommen, welche die idyllische und frische Ausstrahlung besitzen, die man in dem Garten einer alten Lady finden würde. Auch klassisch generiertes Gras vermieden wir, weil es zu konventionell und zu sehr nach 3D aussieht. Also modellierten wir alles per Hand und wandelten es in V-Ray-Proxy-Objekte um, damit die Szene nicht überladen wurde. Eine generelle Regel ist: V-Ray-Proxys sind eine große Hilfe für alle Formen von Vegetation, wenn die Polygon-Raten zu hoch sind.

DP: Gibt es besondere Gimmicks in dem Film?

Emmanuelle & Julien: Wir haben es geschafft, einen Plastik-Flamingo im Film unterzubringen – er ist nur im Hintergrund unscharf zu sehen. Er ist sehr deprimiert und fühlt sich unwohl, da er seinen Fuß immer im Wasser hat und sich nicht bewegen kann. Vielleicht werden wir diesen kleinen Kerl in Zukunft mal wieder verwenden.

DP: Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?

Emmanuelle & Julien: Aktuell schreiben wir an einem weiteren Kurzfilm, der wesentlich länger werden wird – und kein Cartoon. Dafür experimentieren wir derzeit mit verschiedenen Stilen. Wir möchten uns nicht ausschließlich auf Komödien festlegen, auch wenn wir uns in diesem Genre sehr wohlfühlen. Wir denken auch ernsthaft über einen Feature-Film nach, stehen dabei aber noch ganz am Anfang.

Die Links aus dem nachstehenden Kasten:

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