Gerstensaft visualisieren | Retro-Artikel

Rückblick: In der DP 04 : 2013 hatten wir Bierdurst, denn Pilsmarke Warsteiner feierte ihren 260ten Geburtstag mit einer Werbekampagne. Das Postproduktionsstudio nhb und die Agentur Kolle Rebbe erstellten für die Warsteiner Brauerei Flaschen in 3D. Prost!

Dieser Artikel von Mirja Fürst erschien ursprünglich in der DP 04 : 2013.

Es wird wieder mehr Bier getrunken. Erste Sonnenstrahlen locken an gewissen Tagen zu einem Bier unter blauem Himmel. Passend dazu feiert die Pilsmarke Warsteiner ihren 260. Geburtstag mit einer von nhb gestalteten Werbekampagne. Es ist nicht der erste Film, den nhb und die Agentur Kolle Rebbe für die Warsteiner Brauerei produziert hat, doch für den Warsteiner-Jubiläums-Spot hat das Studio zum ersten Mal auch die Flaschen in 3D erstellt.

Vielleicht haben Sie den Spot schon in der Werbepause gesehen: Die Warsteiner-Flaschen tanzen eine eigene Choreographie, Bier sprudelt, Kronkorken fliegen und am Ende formieren sich die Bierflaschen in die Zahl 260.

Bei der Jubiläums-Kronkorkenaktion lohnt sich das Biertrinken wieder, denn wer den richtigen Verschluss auf der Flasche hat, kann unter anderem einen Mercedes, Städtereisen oder ein iPhone gewinnen. Für den Spot „Choreographie“ visualisierte nhb die Flaschen, die Fluid Simulation inklusive Schaum und Luftbläschen sowie die Gewinn-Produkte. Die Zusammenarbeit von Warsteiner, nhb und der Agentur Kolle Rebbe aus Hamburg begann zunächst mit einem Kinospot im Jahr 2007. Ab 2008 deckte das Studio dann das komplette Warsteiner-Werbeprogramm mit TV-, Kino- und Radiospots ab. Für vorherige Spots wurden die Flaschen noch mit einer Phantom-Kamera und einem Motion-ControlRig gefilmt. Bei Dreharbeiten bestehen jedoch Beschränkungen hinsichtlich der Länge der Kamerafahrten sowie der Größe und Anzahl der Bildelemente, die nhb mit einer kompletten CG-Realisation umgehen konnte. nhb hatte Warsteiner für die Kampagne zur Fußball-EM 2012 bereits gezeigt, wie leistungsfähig die VFX-Abteilung arbeiten kann, und ein Fußballstadion inklusive Rasen und Zuschauer in 3D nachgebaut. Da die 3D-Anteile in Werbespots generell höher geworden sind und Warsteiner die vergangenen 3D-Looks von nhb sehr gefallen haben, vertraute die Bierbrauerei dem Studio bei diesem Film bezüglich einer kompletten 3D-Visualisierung. Die Digital Production sprach mit Head of 3D Wolfgang Emmrich über das Bierprojekt.

DP: Was sind die Vorteile einer kompletten 3D-Realisation im Vergleich zum Realdreh mit einer Phantom-Kamera?

Wolfgang Emmrich: Der wichtigste Vorteil ist, dass man die Physik komplett außer Kraft setzen kann. Die Arbeit in 3D bietet größtmögliche Freiheit, es gibt kein Limit oder einen Drehschluss. In 3D kann man extreme Kamerafahrten und Objektivwechsel abbilden, die real nicht möglich wären. Man hat volle Kontrolle über Bild, Bewegung und Beleuchtung und kann immer wieder verändern oder neue Versionen generieren.

DP: Welche Produktionsart war jetzt letztendlich kostengünstiger?

Wolfgang Emmrich: Das kann man so einfach nicht sagen, gerade die letzten beiden großen Jobs, die wir für Warsteiner gemacht haben, sind kaum miteinander zu vergleichen. Da hat sicher jede Produktionsweise ihre Vor- und Nachteile. Bei diesem Storyboard war aber eine komplette CG-Realisation sinnvoller und hat sicherlich auch Kosten gespart.

DP: Welche Vorgaben haben Sie für den Look des Spots vom Kunden erhalten?

Wolfgang Emmrich: Die Vorgaben für den Look waren einerseits die Key Visuals aus der Warsteiner Printkampagne, aber auch der real gedrehte Packshot aus dem EM-Warsteiner-Film, den wir im Sommer 2012 aufwendig am Flame retuschiert und durch die Farbkorrektur geschickt haben. Im Grunde also der Look, den wir uns durch das Projekt aus dem letzten Jahr erarbeitet haben.

DP: Welche anderen Vorgaben haben Sie von Warsteiner bekommen?

Wolfgang Emmrich: Das Briefing sah vor, dass die Flaschen, das Bier, der ganze Film möglichst natürlich und keinesfalls computergeneriert wirken sollten. Das Bier sollte erfrischend, spritzig und lecker wirken. DP: Wie war Ihr Workflow für das Projekt? Wolfgang Emmrich: Zunächst haben wir das Storyboard mit Wireframes visualisiert, damit wir ein Gefühl für das Timing im Bewegtbild entwickeln konnten. Die 3D hat dann mit Softimage, Realflow und Maya gearbeitet. Das Compositing passierte in Nuke und die Finalisierung, die Erstellung der Titel und das Mastering sowie die Kundenabnahme erfolgten am Flame. Gerendert haben wir mit Arnold und V-Ray sowie der nhb-Renderfarm mit zwei THZ.

DP: Welche Herausforderungen gab es?

Wolfgang Emmrich: Das Wichtigste war bei dem gesamten Projekt, dass die Flüssigkeiten und die Flaschen zu jedem Zeitpunkt absolut natürlich aussehen. Das war beim Relighting und Grading in Nuke eine besondere Herausforderung.

DP: Wie lange hat der Prozess insgesamt gedauert?

Wolfgang Emmrich: Mit allen Abstimmungsund Entwicklungsprozessen haben wir insgesamt ungefähr acht Wochen an dem Spot gearbeitet. Um das vorgegebene Timing zu halten hat auch unsere VFX-Abteilung in Düsseldorf wichtige Arbeiten übernommen.

DP: Warum hat nhb Düsseldorf den Mercedes kreiert? Ist diese Niederlassung spezialisiert auf Automobil-Modelle?

Wolfgang Emmrich: Nein, Automobil-Modelle machen wir an allen drei nhb-Standorten. Wir haben ja ein hochperformantes Netzwerk, das kommt uns bei so umfangreichen Jobs zugute. Durch unsere serverbasierten Workflows können wir unsere Ressourcen jederzeit standortunabhängig nutzen. Das heißt, wenn wir in Hamburg gerade Kapazitäten brauchen, kann sofort von Düsseldorf oder Berlin aus unterstützt werden. In diesem Fall haben wir die Arbeit an dem Automodell komplett an Düsseldorf gegeben. Das war so einfach optimal zu organisieren. Angeliefert wurde der Mercedes als CAD-Modell.

DP: Mit welchen Tools haben Sie die den hochstrudelnden Bierstrahl erstellt?

Wolfgang Emmrich: Einen solchen Bierstrahl per Fluid-Simulation inklusive Schaumbildung und Luftbläschen zu produzieren, gehört zu den schwierigsten Aufgaben im Bereich der digitalen Bilderstellung. Für so etwas benutzen wir die Flüssigkeitssimulationssoftware Realflow und Maya, damit haben wir auch bei früheren Warsteiner-Projekten schon gearbeitet.

DP: Wie sind Sie beim Color Grading vorgegangen?

Wolfgang Emmrich: Dieser Job erforderte eher eine Lichtgestaltung als ein Color Grading. Der gewünschte Look war ja schon vorher festgelegt und wurde entsprechend der Vorgabe aus der Print-Kampagne und dem 2012erPackshot in 3D und Nuke gleich so entwickelt. Deshalb war anschließend kein Color Grading an Lustre oder Baselight mehr notwendig.

DP: Was sind Ihre nächsten Projekte bei nhb?

Wolfgang Emmrich: Wir sind momentan in allen Filialen sehr ausgelastet und viele Projekte sind in der Pipeline, quer durch alle Disziplinen von Beauty bis Food. Einige unserer Arbeiten werden auch von den Agenturen auf den wichtigen Festivals, zum Beispiel beim ADC in Hamburg und bei den Cannes Lions eingereicht. Da darf man gespannt sein. Die neuesten Projekte stellen wir immer auf unserer Website www.nhb.de vor.

DP: Wie verhält es sich mit dem Bierdurst, wenn man sich jeden Tag erfrischende Bierflaschen als Projekt ansehen muss?

Wolfgang Emmrich: Jetzt, wo Sie es erwähnen… (gluck … gluck … gluck..)

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